Erklärendes - Außenkreuzweg

Erklärendes zum Kreuzweg

1. Pfarrer Kraus aus seinen Beschreibungen

2. C. Theis: Oben am Berg



aus: J.B. Kraus, die Heiligen Orte zu Arenberg. 1885 – Seite 65 ff

 

VI. Der hl. Kreuzweg Jesu Christi.

I. Einiges im Allgemeinen 

Wen sollte nicht die Lichtstraße am Firmament, gebildet aus unzähligen Sternen, als Wunder der Allmacht Gottes in Staunen setzen. Mehr aber fesselt in Bewunderung eine Straße auf Erden als Wunder der Liebe Gottes und diese ist der heil. Kreuzweg Jesu. Mehr ist dieser als Sternenglanz am Himmelsgewölbe; er ist der Himmelsweg, derselbe, worauf der Sohn Gottes selbst als unser Erlöser in seine Herrlichkeit einging (Luc. 24, 26). Er ist der Weg, den der Herr mit seinen blutigen Fußtapfen bezeichnete, mit seinem Blute heiligte und wie als Andenken seiner Liebe, so auch als Pfad der Liebe hinterließ. Er ist der Weg seiner Liebe zum Vater in Gehorsam (Joh. 14, 31); seiner Liebe zu uns im Leiden bis zum Tode (Joh. 3, 16), der Weg der Genugtuung Gottes Gerechtigkeit für unsere Sünden, der Erlösung der armen Menschen. Er ist der Leidens- und Todesweg Christi, der zur Schädelstätte führt, auf welcher er am Kreuze starb; zum Grabe, worin sein heiliger Leichnam ruhte; ist so der Weg der aufopferndsten Liebe Jesu Christi.

Der wahre Kreuzweg des Herrn ist zu Jerusalem; Christus selbst hat ihn eröffnet vor seiner Himmelfahrt und so gedeutet, wohin er führe. Anfänglich kannte man nur diesen, den in Liebe zu Jesus und im Andenken an dessen Leiden, Maria, die heilige Mutter, die Apostel, Jünger und Freunde Jesu nach frommer Überlieferung oft besuchten und ebenso in gleicher Liebe die Christen jener und späterer Zeit. Indem aber dieser heilige Weg für die meisten Gläubigen gar weit von ihrem Wohnorte, daher die Reise dahin gefährlich, für Viele unmöglich oder unzulässig ist, so haben fromme Päpste erlaubt, ähnliche Wege allenthalben zu errichten, und es sind diese nachgebildeten, sofern nach kirchlicher Vorschrift errichtet (mit bischöflicher Erlaubnis und nachheriger Segnung durch einen dazu bevollmächtigten Priester), in ihrer Bedeutung und Segnung der hl. Kirche für fromme Besucher derselbe ebenso heilsam als jener, den Christus selbst betreten. 

Der ganze Kreuzweg ist eingeteilt in vierzehn Stationen oder Ruhepunkte zur Betrachtung der Haupt-Ereignisse des Leidens und Todes Jesu, welche daselbst bildlich in gewisser Reihenfolge dargestellt sind. Wo solcher Kreuzweg sich befindet, da ist insbesondere anzuwenden, was der heilige Paulus den Galatern schrieb: „Euch ist Jesus Christus vor Augen gestellt worden, als wäre er unter euch gekreuzigt (Gal. 3, 1); denn hier sehen wir uns im Geiste gleichsam versetzt in die Zeit und an die Orte wo Jesus litt. Wie der heilige Weltapostel in den Himmel entrückt, unaussprechliche Geheimnisse wahrnahm (Cor. 12, 2-4); wie der Jünger der Liebe auf der Insel Patmos den Himmel geöffnet und das Lamm Gottes am Throne des Vaters erblickte: (Offenb. 1, 9) so sehen wir uns hier in jenes Land versetzt, wo Gottes Liebe so geheimnisvoll und wundervoll sich offenbarte, jenes Lamm Gottes in Liebe zu uns verblutete.    

Wir sehen da nicht nur im Bilde mit leiblichen Augen die Denkmäler des Leidens und Todes des Herrn; unser Geist dringt sogleich zur lebendigen Anschauung der Wunder der Liebe Jesu in dessen Leiden und Sterben. Wohl uns, so wir diesen Weg oft betreten in Betrachtung, Bewunderung Beherzigung, Nachahmung und Teilhaftmachung der Liebe Jesu Christi; wohl uns, wenn wir hier von ihm lernen, dem Vater in allem bis zum Tode in Liebe gehorchen, wenn wir gleich dem Herrn des Vaters heiligen Willen in Selbstverleugnung allezeit zu unserm Willen machen; dann wird auch erfüllt werden des Vaters Wille: unsere Heiligung (1 Tess. 4, 3). 

Hören wir also des Propheten Aufforderung: (Is. 2, 3) „Kommet und lasset uns den Weg des Herrn hinansteigen. Er wird uns seine Wege lehren und wir wollen seine Pfade wandeln.“

 

II. Der Kreuzweg Jesu zu Arenberg 

1. Dieser heilige Kreuzweg, gelegen zwischen dem Filialort Immendorf und den Pfarrort Arenberg, beginnt in der Nähe der siebenten Schmerzensstation der Gottesmutter und endet an der westlichen Ecke des Kirchhofs. Neben dem Kirchweg ist ein eigener breiter Weg dafür, ähnlich dem Kreuzweg Marias angelegt, an dessen Seiten sind die heiligen Stationen, diese Denkmäler des segensreichen Leidens und Todes Jesu Christi, teils rechts, teils links oder in der Mitte des Weges, so wie die Räume sich hierzu am geeignetsten bewährten. Der Boden dieser Anlagen wurde gekauft und ist Eigentum der Kirche.

 

2. Keine geeignetere Lage konnte diesem Stationswege gegeben werden, doch wurde er gerade hier auch deswegen angelegt, um beide Dörfer durch eine Gottesstraße zu verbinden und zu einem heiligen Orte zu vereinigen, diesen Kirchweg als Gottesweg auf’s anschaulichste zu bezeichnen und dadurch zu mahnen, denselben nur mit edler Gesinnung und frommen Übungen zu wandeln, und vor allen sündhaften Zerstreuungen, Gedanken, Reden und Handlungen abzuschrecken. Er wurde angelegt, um die Liebe Christi in dessen Leiden und Sterben der Gemeinde unvergesslich zu machen und ihr Gelegenheit zu geben, durch Betrachtung derselben Trost und Muth bei eignem Leiden hier zu schöpfen, zur Nachahmung des Herrn in Geduld und Ergebung bei Kreuz und Leiden anzumahnen, aufzufordern, der Erlösung von der Sünde durch Christus stets dankbar zu gedenken, und selbe, so man gesündigt, als reumütiger Sünder anzustreben sowie auch die von den Päpsten bei würdigem Besuche des Kreuzweges bewilligten Ablässe für sich selbst, und bittweise für die Seelen im Reinigungsorte zu gewinnen.

Der Hauptzweck aber, der uns in Allem leiten muss, ist verzeichnet auf der marmornen Säule am Eingange zur Anlage der Erlösungskapelle, in den Worten des hl. Apostels: “Alles zur Ehre Gottes“ (1 Cor. 10, 31).

 

3. Mit dem Bau desselben wurde begonnen im Jahre 1845. Aus Mangel an Mitteln konnten anfänglich nur sieben Stationen errichtet werden, welche der hochwürdigste Herr Bischof von Trier, Dr. Wilhelm Arnoldi am Kirchweihfeste, den 6. Juni 1847, feierlichst einsegnete. Überaus groß war die Menge der Teilnehmer an dieser Festlichkeit. Die Predigt hielt der hochwürdigste Herr selbst, worin er in salbungsvollen Worten den Besuch des hl. Kreuzweges sehr anempfahl und auf die Art und Weise würdiger  Abhaltung und der damit verbundenen Vorteile aufmerksam machte. Der Segen, den jener Prälat auf diese Stationen herabgefleht, ward von jener Stunde an ein Magnet, der aus der Nähe und Ferne unzählige Pilger anzog. Es erschien daher auch rätlich, den Kreuzweg in seinen vierzehn Stationen mit Gottvertrauen zu vollenden und so wurde am 20. September 1852 der vollständige Stationengang von demselben erhabenen Kirchenfürsten eingesegnet. Da aber Bürger von Immendorf, aus Mangel an Bauplätzen im und am Orte, Häuser bis zur fünften Station bauten, so wurde die Versetzung der ersteren von Wohnhäusern umgebenen Stationen nötig und dem Kreuzwege gegenwärtige Ausdehnung gegeben.

 

4. Die einzelnen Stationshäuschen sind einfach, aber in ihrer Einrichtung und Umgebung anmutig und das Gemüt heilsam angreifend. Sie haben eine schlanke schöne Gestalt; das Material besteht aus Trierer und Heilbronner Sandsteinen.

Die Bilder stehen in einer Nische; der Stoff derselben ist gebrannter Ton. Sie sind in Relief gearbeitet und ihrer erhabenen Bestimmung entsprechend ausgeführt (von Bildhauer Albert Michels in Koblenz)

Am unteren Teile des Stationshäuschens befindet sich eine gleichtiefe Nische, worin ein trauernder Engel mit gesenkten Flügeln, mit langem Gewande umkleidet, eine ausgerollte Schrift zeigt, deren Inhalt mit der Darstellung des Bildes in Verbindung steht.

Eine weitere darauf bezügliche Schriftstelle ist in einer Vertiefung unter dem Bilde eingegraben.

Die vordere Spitze des Daches ziert ein schönes Kreuz unter dem die Nummer der Station eingegraben ist.

In der Rosette darunter befindet sich ein hölzernes Kreuzchen von Ölbaumholz aus Jerusalem, welches über einer Kapsel steht, worin ein Steinchen der bereffenden Kreuzwegstation zu Jerusalem aufbewahrt ist. Auf diesem durch Glas geschützten Kreuzchen ruht die kirchliche Segnung.

 

Diese Kreuze mögen nach des hl. Apostels Paulus Worte insbesondere erinnern, dass wir durch das Kreuz mit Gott Versöhnte geworden (Ephes. 2, 16), indem Christus durch das Blut seines Kreuzes Frieden gemacht (Coloss. 1, 20) unsern Schuldbrief daran geheftet und durch sein Blut gelöscht hat (Coloss. 2, 14). Sie sollen uns mahnen „aufzublicken zu dem Anfänger und Vollender des Glaubens, zu Jesus, der für die ihm vorgelegte Freude das Kreuz erduldete, die Schmach nicht achtete, und zur Rechten des Thrones Gottes sitzt“ (Hebr. 12, 2); sie sollen uns aufmuntern, gerne mit ihm zu leiden, damit wir mit ihm verherrlicht werden.


aus: C.Theis: Oben am Berg 

 

14 Sandstein-Stationen 

Nun waren aber von den ersten Tafelbildern inzwischen einige schon „zugrunde gegangen". 1852 sind nur noch vier erhalten. Deshalb wird ab 1848 der ganze Kreuzweg auf Relief-Bildnisse umgestellt. Die Bildwerke aus gebranntem Ton fertigen die Gebrüder Albert und August Michels aus Koblenz. Jedes Relief kostet 10 Taler, dazu kommt der Engel mit der Beschriftung zu je 3 Talern. Die Bildstöcke, gehauen aus Trierer und Heilbronner Kalkstein, liefert der Koblenzer Steinmetz Friedrich Müller zu je 25 Talern. 

Bis zum Herbst 1851 war man mit der Aufstellung (und Finanzierung) des nun erstmals kompletten Kreuzwegs beschäftigt. Waren die ursprünglich sieben Tafelbilder offenbar noch von den Malern als Geschenke übereignet worden, so galt es jetzt, für die Bildstöcke und deren Relief-Bilder das Wohlwollen edler Spender zu erobern. Kraus bezeichnet es als ein Wunder, wie ihm die Geldmittel zuflossen: von seinem Vater in Vallendar, von dem Immendorfer Lehrer Hoffend, dem Staatsrat Louis David aus Paris und dessen Gattin Euphemia, von Oberstaatsanwalt Neuenburg und einem Fräulein Grandidier, von dem Koblenzer Stadtrat Hermann Josef Dietz und einer Madame Didier. Bemerkenswert, dass sich zahlreiche andere, vielfach aber auch die selben Persönlichkeiten außerdem zur gleichen Zeit (ab 1849) beim Bau der "Erlöserkapelle" engagierten. 

Um die Gnadenkapelle einzuweihen, den Altar zu konsekrieren und anschließend dort das erste Messopfer zu feiern, kam Bischof Arnoldi am 20. September 1852 wiederum nach Arenberg. Nachmittags um 15.00 Uhr jenes großen Festtages segnete der hohe Gast auch die nun vollständigen 14 Kreuzwegstationen ein.  

Bei der 13. Station hatte Kraus auf eine rote Marmorsäule sein Hauptanliegen eingravieren lassen: "Alles zur Ehre Gottes - 1851". Die Säule zierte ehemals die Kapelle der einst kurfürstlichen Burg auf dem Ehrenbreitstein, in der früher wiederholt der Heilige Rock aufbewahrt worden war. 

Später wurde die Säule in das Paradiesgärtchen am Fuß der Gnadenkapelle versetzt, wo sie auch heute noch ihren Platz hat.