aus: C. Theis, Oben am Berg. 1996 – S. 30ff
Sankt Erasmus
1675 wird also die erste Kapelle in Immendorf dem heiligen Erasmus geweiht, einem der 14 Nothelfer. Denn harte Not lauert jetzt wahrhaftig, wo man auch hinschaut: Die schlimme Hungersnot der Nachkriegsjahre ist noch nicht überwunden. Angst vor dem Teufel, vor Hexen und Zauberern, hat bei vielen den althergebrachten Glauben bedenklich erschüttert, und nun wüten ringsum Seuchen, nicht nur Ruhr, Typhus und Pocken. Immer mehr breitet sich die Pest aus, so dass sie unten in der Stadt schon nicht mehr wissen, wohin mit den Toten.
Tatsächlich war die erste Erasmuskapelle in Immendorf im Schiff nur 6 Fuß kürzer als die Pfarrkirche und im Chor sogar 3 Fuß breiter.
1891 wurde an der gleichen Stelle in der Dorfmitte bei der Schule eine neue Kirche gebaut, die jedoch nach nur 40 Jahren schon wieder derart feucht und baufällig war, dass man an einen dritten Neubau denken musste.
1938 wurde mit dem Bau der heutigen Filialkirche begonnen. Hans Rudolf Perschbach betont in der Festschrift „1100 Jahre Immendorf' (1980 Seite 36; vergleiche auch Chronik Joas, 1940 Seite 18), dass Dechant Matthias Joas und sein damaliger Kaplan Arnold Heidrich besondere Verdienste um die Durchführung der Bauplanung haben. Die Arbeiten wurden durch den Kriegsausbruch 1939 erheblich verzögert, kamen aber bis 1941 dennoch zu einem gewissen Abschluss. Doch erst am Feste Peter und Paul des Jahres 1948 konnte Pfarrer Dr. Leclerc die Kirche benedizieren (einweihen).
Den Bauplatz hatte ein Immendorfer Bürger kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Planung war von den Koblenzer Architekten Huch und Grefges besorgt worden. Die Maurerarbeiter wurden ausgeführt von Maurermeister J. Barz (Hochbau). Die Dachkonstruktion wurde dem Zimmerermeister H. Krissei, die Dachdeckerarbeiten dem Arenberger Dachdeckermeister Rohde und die Klempnerarbeiten dem Meister Valentin Klee von Immendorf übertragen.
Zur Baufinanzierung wurde - neben einer Anleihe bei der Caritasvereinigung Arenberg und monatlichen Kollekten - auch die Anlagenverwaltung und ein Glockenfonds der Kirchengemeinde in Anspruch genommen.
Die Kommunionbank, eine persönliche Stiftung von Pfarrer Dr. Leclerc, wie auch die monumentale Kreuzigungsgruppe über dem Altar und die Kreuzwegstationen schuf der Grenzhausener Künstler Eugen Keller nach einer Idee des damaligen Diözesankonservators Dr. Irseh.
Vor der Kirche wurde jenes Kreuz errichtet, das schon die Außenwand der alten Immendorfer Kapelle zierte. Mit der deutlichen Betonung des Kreuzes wollte man einerseits nach den Kreuzschändungen während der Nazidiktatur ein Zeichen setzen und andererseits einen bewussten Bezug zur Kreuzverehrung in der Pfarrkirche und in den Arenberger Wallfahrtsanlagen zum Ausdruck bringen.
Patron der Immendorfer Kirchen ist aber seit jeher der heilige Erasmus, der 303 unter Diokletian in Formia getötet wurde. Sein Fest ist am 2. Juni. Er gehört zu den "Vierzehn Nothelfern", deren Verehrung im 14. Jahrhundert entstand, als in Deutschland die Pest wütete.
aus: C. Theis: Oben am Berg.- S. 75 – 77
Kirchenbräuche 1814
Auf Seite 4 des Sendprotokollbuches listet Pfarrer Kühn < Vorgänger von Kraus, der erst 1834 nach Arenberg kam.> 1814 die "hier üblichen Kirchengebräuche" sämtlich auf. Mögen auch manche dieser altertümlichen Gepflogenheiten im Laufe von 180 Jahren ihren Sinn und ihre Berechtigung eingebüßt haben, für uns Heutige bleibt es dennoch aufschlussreich, hier einmal etliche Blicke in das ortsübliche Kirchenjahr unserer Vorväter tun zu dürfen. Einiges davon ist uns ja immerhin - bewusst oder unbewusst - in Spuren bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben.
- Nach alter Sitte werden da also am Fest des hl. Blasius "in der Pfarrkirche die Hälse gesegnet", zu Immendorf aber eine auf diesen Tag gestiftete Messe gelesen.
- Am Aschermittwoch wird "ein singendes Amt gehalten" und danach das Aschenkreuz ausgeteilt.
- Am Ostersonntag wird morgens um 5 Uhr „dreymal mit dem Hochwürdigsten Gute um die Kirche gegangen" und auch an den folgen den Sonntagen bis Christi Himmelfahrt "vor dem hohen Amte ein Umgang mit dem Sanctissimo gehalten".
- Auf St. Markus und am ersten Tag der Bittwoche geht die Prozession nach Niederberg, dort ist jedesmal Hochamt mit ausgesetztem Allerheiligsten.
- Christi Himmelfahrt und Fronleichnam wird die Prozession "um den Pfarrhof und Pfarrgarten herum über den Schulgraben bis hinauf auf die Straße, auf dieser hinab bis zum Haus des Herrn Ludwig (Ludwigshof, das spätere "Heymannseck") und dann wieder in die Kirche geführt".
- An Kirmes, allemal der Sonntag nach Fronleichnam, wird morgens um 9 das Sanctissimum in die Kapelle nach Immendorf begleitet und dort das "hohe Amt" gehalten, nachmittags begleitet die Prozession das Allerheiligste zurück zur Pfarrkirche; "hiebey ist jedoch zu bemerken, daß es vom zeitlichen Seelsorger abhängt, diese Gewohnheit beyzubehalten oder einzustellen; deshalb muss der Ortsvorsteher von Immendorf jedesmal vorher den Pfarrherrn darum ersuchen und ihn - nach Übereinkommen - dafür bezahlen". *68
- "An den vier Fronsonntagen wird vor dem hohen Amt um die Kirche gegangen, das Libera gesungen und vorn am Kreuz das De profundis gebetet".
- An allen Sonntagen des Jahres - die Erntezeit ausgenommen - wird im Hochamt nach dem Credo Unterricht erteilt. Nachmittags "von halbzwey bis halbdrey" ist die Christenlehre und danach eine kurze Betstunde, verpflichtend für alle Jugendlichen "bis nach zurückgelegtem 25.' Lebensjahre".
- Am 27. Dezember (Johannistag) wird gesegneter Wein ausgeteilt, "auch bei der österlichen Kommunion wird den Kommunizierenden Wein gereicht".
- Der Sonntagsgottesdienst beginnt "um halberzehn, die Christenlehre um halberzwey, - ist aber nur Vesper oder Betstunde, um zwey Uhr". "Gebettag" ist immer am Sonntag nach dem 17. November.
- "Die Leichen von Kindern, die noch nicht zur ersten hl. Kommunion gegangen sind, werden sowohl von Arenberg als auch von Immendorf an den Kirchhof gebracht und dort eingesegnet.
- Aber die Leichen von Erwachsenen werden hier zu Arenberg an dem Sterbhause eingesegnet und abgeholt.
Die von Immendorf werden bis an das Pfarrhofstor gefahren und dort eingesegnet".
*68Dass diese Lösung auf Dauer beiderseits nicht als erquicklich empfunden werden konnte, ist hier bereits erkennbar. Aber erst unter Pfarrer Joas (1921 - 1940) wurde das Kirmeshochamt in die Pfarrkirche verlegt, worauf die Kirmesprozession jeweils von dort nach Immendorf und sofort zurück zur Pfarrkirche ging. Nach Einführung des Gedenktags der deutschen Einheit (17. Juni) verlegte die Filialgemeinde Immendorf „ihren" Kirmestermin (samt Kirmesprozession ) auf stets 14 Tage nach der Arenberger Kirmes.
aus: C. THEIS, Clemes, Oben am Berg, Koblenz, 1996
Wen wundert's, wenn da die Filialgemeinde Immendorf, in der immerhin der weitaus größere Bevölkerungsanteil lebt und wo auch die Arenberger Kinder die Schule besuchen, auf den Gedanken kommt, dort eine eigene Kirche zu errichten, möglichst ebenso groß wie die alte Pfarrkirche drüben in Arenberg.
Sankt Erasmus 1675 wird also die erste Kapelle in Immendorf dem heiligen Erasmus geweiht, einem der 14 Nothelfer. Denn harte Not lauert jetzt wahrhaftig, wo man auch hinschaut: Die schlimme Hungersnot der Nachkriegsjahre ist noch nicht überwunden. Angst vor dem Teufel, vor Hexen und Zauberern, hat bei vielen den althergebrachten Glauben bedenklich erschüttert, und nun wüten ringsum Seuchen, nicht nur Ruhr, Typhus und Pocken. Immer mehr breitet sich die Pest aus, so dass sie unten in der Stadt schon nicht mehr wissen, wohin mit den Toten.
Tatsächlich war die erste Erasmuskapelle in Immendorf im Schiff nur 6 Fuß kürzer als die Pfarrkirche und im Chor sogar 3 Fuß breiter.
1891 wurde an der gleichen Stelle in der Dorfmitte bei der Schule eine neue Kirche gebaut, die jedoch nach nur 40 Jahren schon wieder derart feucht und baufällig war, dass man an einen dritten Neubau denken musste.
1938 wurde mit dem Bau der heutigen Filialkirche begonnen. Hans Rudolf Perschbach betont in der Festschrift "1100 Jahre Immendorf' (1980 Seite 36; vergleiche auch Chronik Joas, 1940 Seite 18), dass Dechant Matthias Joas und sein damaliger Kaplan Arnold Heidrich besondere Verdienste um die Durchführung der Bauplanung haben.
Die Arbeiten wurden durch den Kriegsausbruch 1939 erheblich verzögert, kamen aber bis 1941 dennoch zu einem gewissen Abschluss.
Doch erst am Feste Peter und Paul des Jahres 1948 konnte Pfarrer Dr. Leclerc die Kirche benedizieren (einweihen). Den Bauplatz hatte ein Immendorfer Bürger kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Planung war von den Koblenzer Architeken Huch und Grefges besorgt worden.
Die Maurerarbeiten wurden ausgeführt von Maurermeister J. Barz (Hochbau). Die Dachkonstruktion wurde dem Zimmerermeister H. Krissel, die Dachdeckerarbeiten dem Arenberger Dachdeckermeister Rohde und die Klempnerarbeiten dem Meister Valentin Klee von Immendorf übertragen.
Zur Baufinanzierung wurde - neben einer Anleihe bei der Caritasvereinigung Arenberg und monatlichen Kollekten - auch die Anlagenverwaltung und ein Glockenfonds der Kirchengemeinde in Anspruch genommen.
Die Kommunionbank, eine persönliche Stiftung von Pfarrer Dr. Leclerc, wie auch die monumentale Kreuzigungsgruppe über dem Altar und die Kreuzwegstationen schuf der Grenzhausener Künstler Eugen Keller nach einer Idee des damaligen Diözesankonservators Dr. Irsch.
Vor der Kirche wurde jenes Kreuz errichtet, das schon die Außenwand der alten Immendorfer Kapelle zierte. Mit der deutlichen Betonung des Kreuzes wollte man einerseits nach den Kreuzschändungen während der Nazidiktatur ein Zeichen setzen und andererseits einen bewussten Bezug zur Kreuzverehrung in der Pfarrkirche und in den Arenberger Wallfahrtsanlagen zum Ausdruck bringen.
Patron der Immendorfer Kirchen ist aber seit jeher der heilige Erasmus, der 303 unter Diokletian in Formia getötet wurde. Sein Fest ist am 2. Juni. Er gehört zu den "Vierzehn Nothelfern", deren Verehrung im 14. Jahrhundert entstand, als in Deutschland die Pest wütete.