Das Leben Marias wird in "unserer" kanonischen Bibel nicht erwähnt.
Darüber berichtet in den Apokryphen
- den verborgenen Schriften -
das Protoevangelium des Jakobus.
siehe unten
In Ergänzung der "Sieben Schmerzen Mariens", die nunmehr erst hinter dem Haus Nazareth ihren Anfang nahmen, ließ Kraus (1889) vier neue Kapellen bauen - in Richtung Immendorf, bis zum Beginn der Kreuzwegstationen. In dem leeren Zwischenraum links des Weges, gleich hinter dem Eingangstorbogen zum Mariengarten, konnten obendrein noch zwei weitere Szenen aus dem Marienleben untergebracht werden: Die Übergabe des Töchterchens Maria durch seine Eltern Anna und Joachim in die Obhut des Hohenpriesters Zacharias sowie die Szene der Vermählung des heiligen Paares Maria und Josef. Auch diese bei den Figurengruppen stammen aus der Hand von Carl Walter, dem Trierer Tonwarenkünstler.
(Theis: Oben am Berg.- S.214)
Aufopferung des hl. Kindes Maria
aus: Erich Weidinger, Die Apokryphen,
Wien 1992
Das Protevangelium des Jakobus
Maria im Tempel des Herrn
Dem Kinde aber mehrten sich seine Monate. Es wurde das Kind zweijährig. Und Joachim sagte: “Wir wollen es zum Tempel des Herrn hinaufbringen, um
das Versprechen einzulösen, das wir abgegeben haben. Sonst schickt der Gebieter Gott zu uns um es zu holen, und unsere Gabe wird als eine in diesem Fall erzwungene nicht genehm sein.” Und Anna
sagte: “Wir wollen das dritte Jahr zu warten, damit das Kind nicht bei früherer Trennung nach Vater und Mutter Verlangen trägt.” Und Joachim sagte: “Dann wollen wir warten. “
Und das Kind wurde dreijährig. Da sagte Joachim: “ Rufet die Töchter der Hebräer, die unbefleckten, als Begleiterinnen herbei! Sie sollen je eine
Fackel nehmen, und die sollen zur Ablenkung für das Kind brennen, damit das Kind sich nicht nach hinten umdreht und sein Herz nicht verführt wird weg vom Tempel des Herrn.” Und sie hielten es
so, bis sie zum Tempel des Herrn hinaufkamen. Und der Priester nahm Maria in Obhut, küsste und segnete sie und sprach: “Groß gemacht hat der Herr deinen Namen unter allen Geschlechtern. An dir
wird am Ende der Tage der Herr sein Lösegeld den Kindern Israel offenbaren.”
Und er hieß sie sich auf der dritten Stufe des Altars niedersetzen, und der Herr Gott legte Anmut auf sie. Da begann sie auf ihren Füßen zu tanzen, und das ganze Haus Israel gewann sie lieb.
Und ihre Eltern zogen wieder hinab, waren voller Staunen, und sie lobten Gott den Gebieter dafür, dass das Kind sich nicht ihnen zugewandt hatte um bei ihnen zu bleiben. Maria aber war im Tempel des Herrn, wie eine Taube mit ganz wenig Speise sich beköstigend, und empfing Nahrung aus der Hand eines Engels.
Marias Vermählung mit Josef
aus: Erich Weidinger, Die Apokryphen, Wien 1992
Das Protevangelium des Jakobus
Die Verbindung Marias mit Joseph
Als sie aber zwölfjährig wurde, besprachen sich die Priester und sagten: “Siehe, Maria ist zwölfjährig geworden im
Tempel des Herrn. Was sollen wir nun mit ihr machen, damit sie nicht das Heiligtum des Herrn befleckt?” Und sie sagten zum Hohenpriester: “Du hast deinen Platz am Altar des Herrn. So geh
hinein und bete um sie! Und was der Herr dir offenbaren wird, das wollen wir dann tun.”
Und es ging der Hohepriester im Ornat mit den zwölf Schellen hinein ins Allerheiligste und betete um sie. Und siehe, ein Engel des Herrn trat herzu und sprach zu ihm: “ Zacharias, Zacharias! Geh wieder hinaus und biete die Witwer des Volkes auf! Und sie sollen je einen Stab mitbringen, und wem der Herr ein Zeichen erteilt, dessen Weib soll sie sein.” Es zogen aber die Herolde aus in das ganze Gebiet von Judäa, und es erdröhnte die Posaune des Herrn, und alle liefen herzu.
Joseph aber warf mitten in der Arbeit das Beil hin und machte sich auf, sich mit den anderen Witwern zu treffen. Und als sie beieinander waren, zogen sie hin zum Hohenpriester und brachten die Stäbe mit. Er aber nahm allen die Stäbe ab und ging in den Tempel hinein und betete. Als er das Gebet beendet hatte, nahm er die Stäbe und ging wieder hinaus und überreichte sie ihnen. Und irgendein Zeichen war an ihnen beim Austeilen nicht zu beobachten. Den letzten Stab aber erhielt Joseph, und siehe, eine Taube kam aus dem Stab heraus und flatterte auf das Haupt Josephs. Da sprach der Priester zu Joseph: “ Du bist dazu erlost, die Jungfrau des Herrn heimzuführen, um sie dir jungfräulich zu behüten.”
Und Joseph widersprach und sagte: “Söhne habe ich bereits und bin ein alter Mann, sie aber ist ein junges Mädchen. Ich möchte den Kindern Israel nicht zum Gespött werden.” Da sagte der Priester zu Joseph: “Fürchte dich vor dem Herrn, deinem Gott! Und denke daran, was Gott Dathan und Abiram und Korah angetan hat, wie die Erde sich spaltete und sie verschlungen wurden wegen ihrer Widerrede! Und jetzt müsstest du befürchten, Joseph, dass derartiges in deinem Hause eintritt.”
Und Joseph bekam Furcht und führte sie heim, um sie zu behüten. Und Joseph sprach zu Maria: “ Siehe, ich habe dich in Empfang genommen aus dem Tempel des Herrn, und jetzt lasse ich dich daheim in meinem Hause und gehe fort, um meine Bauten auszuführen, und dann werde ich wieder zu dir kommen. Der Herr wird dich inzwischen bewahren.”